Das Land der Mayas und der Drogenkriege

Ein Reisebericht

Das Land der Mayas und der Drogenkriege. Das hatte ich im Kopf als wir nach Cancun flogen, um eine Reise anzutreten, welche im nachhinein jede Anstrengung wert war. Mit Anstrengung meine ich auch das Schleppen meiner Fotoausrüstung. Für Qualität sorgte meine Vollformat Nikon flankiert von einem 28-300 Superzoom. Für abends hatte ich Festbrennweiten dabei. Mein Foto-Rucksack war gut gefüllt und weckte natürlich am Flughafen das Interesse der Zöllner. Mit Wischtest überprüften sie, ob ich nicht Drogen oder Sprengstoff in die Drogenhochburg Mexiko bringen wollte.

Nach einem langen Flug von insgesamt 14 Stunden mit einer Zwangspause in Fort Lauderdale (USA) wegen Spritmangels aufgrund starken Gegenwindes, landeten wir in Cancun/Mexiko. Eine unter US-Bürgern beliebte Stadt, ein Mallorca in Mexiko. Von hier aus wurden wir nach Playa del Carmen gebracht, eine Touristenhochburg an der Karibikküste. Unser Hotel entpuppte sich jedoch als ruhig und paradiesisch. Viel Grün, kleine Hütten direkt am Strand gelegen. 3 Tage hatten wir hier, um unseren Jetlag auszukurieren. Wir bezogen eine solche Hütte, 20 m zum Meer, von Palmen umgeben. Nachts rauschte eine Brise durch das Palmdach, das Meeresrauschen war stets präsent. Kurz – wie in einem Traum.

Nach 3 erholsamen Tagen wurden wir nach Cancun gebracht, um unsere Rundreise anzutreten. 5 Gruppen wurden gebildet, jede von einem Reiseleiter betreut. Wir hatten Glück! Ein unsympatischer Reiseleiter aus Schwabing (Bayern) mit einer riesigen Zigarre und einem Gehabe wie ein Kolonialherr, übernahm eine andere Gruppe. Wir wurden die nächsten 8 Tage von Peter betreut, einem symphatischen Holländer, nach eigenem bekunden Klimaflüchtling. Er war von Haus aus Architekt, hatte in Mexiko Geschichte studiert und sich so als Reiseleiter qualifiziert.

Am nächsten morgen brachen wir auf, Mexiko zu erkunden, genau gesagt die Yukatan-Halbinsel. Am Rande erwähnt: Man vermutet, dass dort vor 65 Millionen Jahren ein Asteroid einschlug, wodurch die Dinosaurier ausstarben.
Chitzen Itza war unser Ziel. Die berühmte Maya-Pyramide ist sehr imposant, aber auch das Observatorium faszinierte uns. Wir lernten, dass der Mayakalender 2012 endete und einige „Spezialisten“ daraus interpetierten, dass dies das Ende der Welt bedeutet. Zum Glück war dem nicht so.

Danach besuchten wir Merida, eine der heißesten Städte der Welt. Die Sehenswürdigkeiten zogen uns in ihren Bann. Von der fotografischen Seite war Merida eine Offenbarung. Street Photography ist eine Leidenschaft von mir. Ich liebe die prägnanten Gesichter der teilweise von den Mayas abstammenden Bevölkerung.
Interessant war auch unsere nächste Station: Eine Sisal-Plantage. Viel Handarbeit und historische Maschinen, welche noch produktiv genutzt werden, waren zu sehen. Zu der Plantage gehörte eine alte Hacienda, welche wir besichtigten. Diese war nicht mehr bewirtschaftet, zeigte auf eindrucksvolle Weise den Luxus, den früher die Plantagenbesitzer hatten.

In einer kleinen Ortschaft in der Nähe hatten wir die Möglichkeit, auf einen Markt zu gehen. Deutschen Lebensmittelkontrolleuren wäre es ein Graus gewesen, das ungekühlte Fleisch bei tropischen Temperaturen zu sehen. Doch dies kannte wir auch aus anderen Ländern und der Bevölkerung scheint es zu bekommen.
Mit dem Boot ging es auf einen See. Tausende Flamingos gab es zu sehen. Ein überwältigender Anblick. Ein Bootsführer zeigte uns einen kleinen roten Wurm. Diese fressen die Flamingos und durch die rote Farbe färbt sich ihr Gefieder rötlich. Der See war riesig und plötzlich fiel die Maschine aus. Natürlich war auch noch das Handy unseres Bootsführers leer. Aufgeregt warteten wir auf Hilfe, die auch nach gefühlt eingen Stunden, kam

Peter, unser Reiseleiter, zeigte uns noch einige faszinierende Maya-Anlagen. Doch ich muss zugeben, ich hatte genug von der Maya Geschichte gesehen. Irgendwann sehen alle Pyramiden gleich aus, auch wenn Peter kompetent immer wieder Neues aufzeigen konnte.
Willkommene Abwechslung war der Besuch einer Maya Familie. Das charismatische Familienoberhaupt war sehr freundlich. Trotz seines hohen Alters geht er immer noch der Feldarbeit nach und bessert sein Einkommen mit Besuchen von Touristen auf. Seinen Charakterkopf mit dem typischen Maya Profil fand ich sehr fotogen. Auf Spanisch fragte ihn meine Frau, ob ich Bilder von ihm machen dürfte. Er willigte gerne ein.

2500 Kilometer fuhren wir durch Mexiko. Von Eindrückem überwältgt war klar, dass wir einen Traum gelebt hatten. Trotz der Mühsal (frühes Aufstehen, lange Busfahrten, Dschungeltouren, usw.) wurde uns von Peter ein faszinierendes Land näher gebracht. Ausser einiger Straßenkontrollen bemerkten wir rein gar nichts vom Kampf gegen die Drogenkartelle. Wir lernten die Mexikaner als freundliches, zuvorkommendes Volk mit einer faszinierenden Geschichte kennen.
Nach der Rundreise verbrachten wir noch schöne Tage in unserer Hütte am Strand in Playa del Carmen.

Mehr Bilder: https://hjsommer.me/mexiko


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